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Sportkanton Zürich

Jugendliche wollen sich engagieren - man muss sie nur fragen

Wie sollen Sportangebote und Sporträume gestaltet sein, damit Jugendliche im Verein bleiben? Und was können Vereine und Gemeinden tun, um junge Menschen für ein Ehrenamt zu begeistern? Das 11. Forum Sportkanton Zürich, organisiert vom Zürcher Kantonalverband für Sport und dem Sportamt Kanton Zürich, widmete sich diesen und weiteren Fragen.

ZKS-Geschäftsführerin Josy Beer und Stefan Schötzau, Chef Sportamt Kanton Zürich

Rund 150 Teilnehmende am 11. Forum Sportkanton Zürich

Unter dem Motto «jung+sportlich» und dem Aspekt des 50-Jahr-Jubiläums von Jugend+Sport beleuchtet das Forum, was Jugendliche beschäftigt, was sie zum Sporttreiben motiviert und wie sie in die Gestaltung von Sportangeboten einbezogen werden können. Denn in der frühen Einbindung der Jugendlichen steckt ein grosses Potential, darüber waren sich die rund 150 Vertreterinnen und Vertreter von Sportverbänden und -vereinen, Sportorganisationen und Gemeinden am 30. November 2021 im Stadtsaal im Zentrum Schluefweg in Kloten einig. 

«Während Kinder heute früher mit Sport beginnen, treten Jugendliche früher aus den Vereinen aus», sagte ZKS-Geschäftsführerin Josy Beer in der Begrüssungsrede, die sie gemeinsam mit Stefan Schötzau, Chef Sportamt Kanton Zürich, hielt. Das Positive sei aber, dass ein Drittel der Jugendlichen gerne ein Amt übernehmen würden. «Zwei Drittel geben an, dass sie in den Vereinen gar nie gefragt wurden, ob sie sich engagieren wollen.» Es lohne sich deshalb, aktiv auf die Jugendlichen zuzugehen. Die Chance, sie für einen freiwilligen Einsatz zu gewinnen, sei hoch. Aber, so Josy Beer: «Es sind Jugendliche und sie dürfen auch mal Nein sagen.» 

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Daniel Betschart, Programmverantwortlicher Medienkompetenz Pro Juventute

Der Auftritt der beiden 15-jährigen Levia Schaden und Timo Volkart

ZKS-Präsident Urs Hutter im Interview mit Moderatorin Regula Späni

Maximal unverbindlich, online und flexibel

Daniel Betschart, Programmverantwortlicher Medienkompetenz Pro Juventute, entführte die Teilnehmenden in seinem Referat in die (digitale) Welt der Generation Z. Darunter fallen Jugendliche und junge Erwachsene, die heute zwischen 12 bis 26 Jahre alt sind. «Sie unterscheiden nicht mehr zwischen offline und online, haben Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen, und sind maximal unverbindlich», so Betschart. «Zudem stillen sie ihre sozialen Bedürfnisse und das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung vermehrt auch online.» Für Vereine sei es daher sinnvoll, digitale Kanäle zu bespielen. Auf Social Media liessen sich zudem Inspirationen für ein kreatives Training finden. Negativ sei hingegen, dass die Generation Z einem hohen Leistungsdruck ausgesetzt sei und das ständige Vergleichen mit realitätsfernen Bildern auf Social Media den Optimierungsdruck verstärke.

Dr. Katharina Albertin, Sportpsychologin und SASP-Präsidentin

(v.l.n.r.) Walter Bickel, Jelena Hess, Alexandra Vollmeier, Andreas Steinegger

Benno Scherrer, Kantonsratspräsident

Mario Fehr, Regierungsrat und Sportminister

Mit einem Lächeln nach Hause gehen

Dr. Katharina Albertin, Sportpsychologin und Präsidentin Swiss Association of Sport Psychology (SASP), gab als zweite Referentin des Abends unter dem Titel «Das innere Feuer für den Sport» einen Einblick in die Sportpsychologie. Anders als im Leistungssport lasse sich der Erfolg im Breitensport darin messen, ob es gelingt, die Motivation der Jugendlichen hochzuhalten. Abgeleitet von der Berufswahl führte sie hier die Sportinteressen ins Feld: «Je besser das persönliche Interesse zu den Anforderungen des Sportes passt, desto motivierter wird man sein.» Ein entsprechendes Tool, um den Sport zu finden, der mit den eigenen Interessen übereinstimmt, gibt es auf der Website www.feel-ok.ch. Für die Gestaltung des Trainings könne man sich das Konzept des positiven, emotionalen «Flow-Erleben» zu Nutze machen. Die Chance für dieses Erleben sei dann am besten, wenn die Anforderungen an eine Aufgabe leicht höher sind als die eigenen Fähigkeiten. Im Training gelte es, verschiedene Posten anzubieten, die auf dieses Flow-Erleben abzielen. «Wenn sich dieses Erleben einstellt, ist man gewillt, zu bleiben und will diesen Zustand erneut erleben.»

Zu diesem Leistungsdruck äusserten sich die beiden 15-jährigen Timo Volkart und Levia Schaden. «Ich würde nicht von einem Druck sprechen», sagte der Geräteturner und Eishockeyspieler Timo. Vielmehr motiviere es ihn, wenn er coole Videos auf Social Media sehe. Seit sein Team im Eishockey abgestiegen sei, gefalle ihm das Training wieder besser: «Es ist jetzt eine Mischung aus Training und Spass, das ist mir wichtig.» Auch Levia betonte: «Ich denke, Social Media verstärkt den Leistungsdruck, aber den gab es früher auch schon. Es gehört zum Menschsein, dass man besser werden will.» Sie verspüre eher Glücksgefühle, wenn sie in der Leichtathletik eine gute Leistung zeige. Wichtig sei ihr die Vielfältigkeit im Sport und dass einem Mut zugesprochen werde. Und: «Man soll uns nicht wie kleine Kinder behandeln, während an uns gleichzeitig Erwartungen wie an Erwachsene gestellt werden.»

«Leistung ist wichtig, aber nicht zentral», sagte auch ZKS-Präsident Urs Hutter im Interview mit Moderatorin Regula Späni. «Man muss die Jugendliche fragen, was sie beschäftigt und was sie wollen.» Erfolg stelle sich ein, wenn man die Aktivitäten auf deren Bedürfnisse abstimme. Unterstützung für eine solche Vereinsentwicklung biete der ZKS unter anderem mit Weiterbildungen und Coachingangeboten. «Man gewinnt garantiert keinen Blumentopf mehr, wenn man als Verein 100 Jahre das Gleiche macht.» Und: «Matchentscheidender Faktor ist es, die Jugendlichen schon früh einzubeziehen.» Hutter spannte zudem den Bogen zu den Pfadfindern, die den Jungen früh Verantwortung übergeben.

All diese Themen wurden anschliessend im Podium nochmals aufgegriffen. Es diskutierten Jelena Hess, Verantwortliche Ressort Kommunikation von Pfadi Züri, Alexandra Vollmeier, Mitglied des Strategy-Board von Basketball Regensdorf, und Andreas Steinegger, Stellvertretender Chef Jugend- und Erwachsenensport BASPO, und Walter Bickel, Abteilungsleiter Gesellschaft der Stadt Opfikon. Letzterer betonte: «Timo ist heute mein Vorbild geworden.» Denn es gehe im Vereinssport eben nicht darum, Leistung zu erzwingen. Auch an Elternabenden könne man dies vermitteln. Dem stimmte Vollmeier zu: «Wichtig sind gute und ausgebildete Coaches, die ein positives Sporterlebnis anbieten. Die Jugendlichen sollen nach dem Training mit einem Lächeln heimgehen.» 

Der Zürcher Kantonsratspräsident Benno Scherrer fasste denn Anlass mit den Worten zusammen: «Ich habe gelernt, dass bei Jugendlichen nicht nur überfordern, sondern auch überfördern ein Problem sein kann.» Und Regierungsrat und Sportminister Mario Fehr garantierte in seiner Grussbotschaft: «Wir setzen uns dafür ein, dass Jugendliche in den kommenden Wochen auch bei verschärften Coronamassnahmen ihren Sport ausüben können. Sport und die Integration sind insbesondere für junge Menschen enorm wichtig und Sportvereine und Gemeinden spielen dabei eine wichtige Rolle.»

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