Best Practice
«Unsere Wassernixen wurden über Nacht zu Landnixen»
Keine Trainings, keine Wettkämpfe: Die Covid-19-Pandemie und der damit verbundene Lockdown stellte den Sportbetrieb kurzerhand auf den Kopf. Vier Vereine erzählen über die Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert waren, und zeigten sich in dieser besonderen Zeit krisenresistent und flexibel.
Ob Schwimmen, Handball, Fussball oder Turnen: Im März hat die Corona-Pandemie der Sportwelt einen Riegel geschoben. Trainings mussten abgesagt werden, Wettkämpfe und Veranstaltungen wurden aus dem Kalender gestrichen oder verschoben. Für die Vereine waren die Monate des Lockdowns keine einfache Zeit. Wertvolle Einnahmen blieben aus, die Clubs mussten kurzerhand ihren ganzen Betrieb umdisponieren. Wie reagierten die Vereine in dieser aussergewöhnlichen Situation? Was waren die Herausforderungen und wie fanden sie nach dem Lockdown den Einstieg wieder zurück in den Vereinsalltag? Die Verantwortlichen der Limmat-Nixen Zürich, des Schwingklubs Glatt- und Limmattal, der Sportpferdezucht Ostschweiz Elgg ZH sowie des TV Neftenbach geben Einblick.
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Alison King (Vizepräsidentin), hat der Verein Limmat-Nixen Zürich nach dem Lockdown eine Task-Force gebildet? Wenn ja, wer war Teil davon und was waren die Themen, die es zu besprechen galt?
Bereits Ende Februar, also noch vor dem Lockdown, legte der Vorstand der Limmat-Nixen Zürich den Vereinsmitgliedern und Coaches nahe, die Hygienemassnahmen und Distanzregeln des BAG zu befolgen. Die Rolle einer Task-Force übernahm dann unsere Sportkommission, bestehend aus dem Präsidenten, dem Sekretariat sowie zwei Coaches. Das Hauptthema war die Umstellung auf Online-Trainings für unsere rund 100 Synchronschwimmerinnen in verschiedenen Alters- und Leistungskategorien. Unsere Wassernixen wurden über Nacht zu Landnixen!
Welche Herausforderungen stellten sich bei der Umsetzung der Schutzkonzepte?
Das Sportamt der Stadt Zürich hat sehr schnell reagiert (danke!) und die meisten Teams durften nach den ersten Lockerungen bereits am 11. Mai ins Wasser. Artistic Swimming (Synchronschwimmen) ist ein Teamsport mit Körperkontakt, was gemäss initialem Schutzkonzept nicht erlaubt war. Nach der langen Trockenzeit musste aber sowieso jede einzelne Schwimmerin zuerst für sich das Wassergefühl wiederentdecken und technische Elemente üben.
Wie kompensieren die Limmat-Nixen den finanziellen Ausfall von Veranstaltungen, die aufgrund von Covid-19 nicht stattfinden konnten?
Unser Verein steht vor einen Einkommensausfall von rund 33'000 Franken wegen unterbrochenen Kinderschwimm- und Synchrokursen sowie abgesagten Auftritten unseres Showteams. Ende April haben wir einen Antrag für Soforthilfe Sport beim kantonalen Sportamt eingereicht. Wir sind auch sehr froh über die solidarische Unterstützung unserer Gönnerinnen und Gönner, Sponsoren und Partner.
Wie haben die Limmat-Nixen die Trainings nach der Lockerung aufgenommen?
Nun trainieren alle Nixen regulär im gewohnten Umfang. Da dieses Jahr die Wettkampfsaison buchstäblich ins Wasser fiel, bereiten wir uns früher als sonst auf die nächste Saison vor. Bis zur Sommerpause werden die Teams neu zusammengesetzt und tolle Wettkampfküren einstudiert. Dazu bereiten wir Gala-Shows vor, die wie immer im November vor grossem Publikum stattfinden - bezeichnenderweise dieses Jahr unter dem Motto «The Show Must Go On». Wir sind auch daher darauf angewiesen, dass es nicht zu einer zweiten Welle mit erneutem Lockdown kommt.
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Stefan Tresch (Präsident), Bruno Auf der Maur (Medienchef), hat der Schwingklub Glatt- und Limmattal nach dem Lockdown eine Task-Force gebildet? Wenn ja, wer war Teil davon und was waren die Themen, die es zu besprechen galt?
Nein, wir haben keine Task-Force gebildet. Durch die klaren Richtlinien und Vorgaben des Eidgenössischen Schwingerverbandes (ESV) war uns klar, wie wir uns verhalten mussten bzw. was es zu beachten galt. Weil wir in der Lockdown-Zeit keine Schwingfeste geplant hatten, mussten wir auch keine Entscheidungen bezüglich Absagen/Verschieben von Anlässen treffen.
Welche Herausforderungen stellten sich bei der Umsetzung der Schutzkonzepte?
Eigentlich keine. Wir erhielten von Swiss Olympics auf die Lockerungen per 6. Juni ein Standardschutzkonzept, das die einzelnen Schwingklubs an ihre Trainingsvoraussetzungen (Hallengrösse, Anzahl Trainingsteilnehmende) anpassen können. Da wir beim Schwingklub Glatt- und Limmattal zurzeit eine kleine Trainingsgruppe haben und immer in der gleichen Zusammensetzung trainieren, können wir die Vorgaben gut einhalten. Auch führen wir schon seit jeher bei allen Trainings Präsenzlisten, das ist bei uns normal.
Wie kompensiert der SKGL den finanziellen Ausfall von Veranstaltungen, die aufgrund von Covid-19 nicht stattfinden konnten?
Zum Glück hatten wir keine Schwingfeste geplant - einzig kleinere Vereinsaktivitäten wie zum Beispiel eine Veteranenreise. Deren Ausfälle haben jedoch keine finanziellen Auswirkungen. Allerdings stehen mit dem Seebacher Buebeschwinget im September und mit dem Niklausschwinget in Dietikon im Dezember zwei Schwingfeste bevor, für die der Schwingklub Glatt- und Limmattal verantwortlich ist. Hier müssen wir die Entwicklung und Vorgaben des BAG und ESV laufend verfolgen. Falls bis dann weiterhin Abstandsregelungen oder spezielle Hygienevorschriften bestehen, wird es schwierig, zum Beispiel eine Festwirtschaft mit vertretbarem Aufwand zu führen. Müssten wir die beiden Schwingfeste absagen, fehlt uns natürlich ein Grossteil der jährlichen Einnahmen in der Kasse.
Wie hat der SKGL das Training nach der Lockerung aufgenommen?
Wir haben den Trainingsbetrieb am 15. Juni gemäss den Richtlinien des ESV und dem Schutzkonzept wieder aufgenommen. Wie schon erwähnt, können wir die Vorgaben ohne Probleme einhalten. Einer der wichtigsten Punkte ist unserer Ansicht nach, dass die Trainingsteilnehmenden sowie die Eltern der Jungschwinger gut informiert sind und die Vorgaben für den Trainingsbetrieb ausnahmslos eingehalten werden.
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Sandra Leibacher (Geschäftsführerin), hat der Sportpferdezuchtverein nach dem Lockdown eine Task-Force gebildet? Wenn ja, wer war Teil davon und was waren die Themen, die es zu besprechen galt?
Wir als Verein haben keine eigene Task-Force gebildet, sondern in engem Kontakt und direktem Austausch mit unserem Regionalverband OKV (Verband Ostschweizerischer Kavallerie- und Reitverein) die Informationen der Dachverbände SVPS (Schweizerischer Verband und Pferdesport) und ZVCH (Zuchtverband CH-Sportpferde) an unsere Mitglieder weitergegeben. Publiziert wurden alle Informationen auf den jeweiligen Websites. Mit unseren Mitgliedern haben wir via E-Mail und für spezifische Auskünfte telefonisch kommuniziert.
Welche Herausforderungen stellten sich bei der Umsetzung der Schutzkonzepte?
Wir als Verein haben keine eigene Infrastruktur, daher konnten beziehungsweise mussten wir bis anhin kein Schutzkonzept erstellen. Seit dem 8. Juni dürfen wir Pferdesportler/Züchter wieder Veranstaltungen durchführen. Hierfür haben wir von unseren erwähnten Dachverbänden ausführliche Informationen erhalten, die wir nun Ende Monat an unserem Hauptevent umsetzen werden. Dies verlangt eine detaillierte Planung im Vorfeld mit eingehenden Gesprächen, wie wir die Vorgaben einhalten können. Ausserdem müssen wir hierfür das Aufgebot an Helferinnen und Helfer erhöhen und mit zusätzlichen Kosten für Materialien und Infrastruktur rechnen.
Wie kompensiert der Pferdezuchtverein den finanziellen Ausfall von Veranstaltungen, die aufgrund von Covid-19 nicht stattfinden konnten?
Unsere Zucht- und Sportveranstaltungen finden immer erst ab Ende Juni statt, daher hatten wir Glück und noch keine grossen Ausgabenposten. Es ist für uns generell schwierig, Einnahmen zu generieren, da unsere Zuchtveranstaltungen (Fohlenschauen, Feldteste und Jungpferdeprüfungen Springen) keine grossen Publikumsmagnete darstellen. Mit den Sponsorenanfragen halten wir uns dieses Jahr zurück, da die Pferdebranche aktuell sowieso in einer schwierigen finanziellen Situation ist. Dies betrifft uns alle und daher möchten wir keine zusätzlichen Anfragen für finanzielle Unterstützung starten. Wir versuchen nach Möglichkeit, mit unseren Mitteln die Veranstaltung kostendeckend durchführen zu können.
Wie hat der Pferdezuchtverein den Reitunterricht nach der Lockerung aufgenommen?
Wir führen als Pferdezuchtverein keinen Reitunterricht durch. Unser Engagement gilt der Pferdezucht, so sind wir bestrebt, unsere Züchter nach besten Möglichkeiten zu unterstützen, indem wir die Zuchtevents und Jungpferdeprüfungen organisieren. Wir «produzieren» den Sportpartner für die Reiter, denn ohne uns Züchter gäbe es auch keine Pferde. Mit den Jungpferdeprüfungen bieten wir den Reitern von jungen Pferden die Möglichkeit, wertvolle und gute Erfahrungen im Springsport zu sammeln und sie auf die Sportwelt vorzubereiten. Sportpferde kann man ja nicht fertig im Sportgeschäft kaufen, die müssen gezüchtet, aufgezogen, ausgebildet und fachmännisch vorbereitet werden auf den Sport – und dies braucht rund vier bis fünf Jahre ab Geburt. Ein langer und intensiver Weg, bis die Vierbeiner turnierbereit sind.
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Mirco Möckli (Technischer Hauptleiter), Daniel Wiesendanger (Präsident), hat der TV Neftenbach nach dem Lockdown eine Task-Force gebildet? Wenn ja, wer war Teil davon und was waren die Themen, die es zu besprechen galt?
Schon kurz bevor der Lockdown beschlossen wurde, haben wir das Training abgesagt. Eine eigentliche Task-Force wurde nicht gebildet. Relativ bald hielten wir vom Vorstand jedoch eine Vorstandssitzung ab (Coronakonform per Videochat) und besprachen diverse Themen im Zusammenhang mit Corona, insbesondere ob man für unsere Vereinsmitglieder ein Home-Training auf die Beine stellen soll. Ein regelmässiges Training gab es dann zwar nicht, aber eine kleine «Homechallenge». Das OK der Regionalmeisterschaften, welche dieses Jahr in Neftenbach eigentlich durchgeführt worden wären, hielt uns auf dem Laufenden und wir unsere Vereinsmitglieder. Zunächst wollte man den Anlass auf Herbst verschieben, bevor man ihn leider ganz absagen musste. Als dann die ersten Lockerungsmassnahmen angekündigt wurden, erstellten der Technische Hauptleiter, sein Stellvertreter und der Präsident des TV Neftenbach zusammen mit dem Vorstand der Männerriege ein Schutzkonzept basierend auf den Vorgaben der Gemeinde und des Verbandes. Dieses Schutzkonzept stellten wir dann unseren Jugendriegen als Vorlage zur Verfügung, die jedoch in einer ersten Phase auf ein Training verzichteten.
Welche Herausforderungen stellten sich bei der Umsetzung der Schutzkonzepte?
In der ersten Lockerungsphase verzichteten wir vom Turnverein auf das Training in der Halle mit Barren, Reck und auf das Bodenturnen. Zu umständlich schien uns die Umsetzung der Hygieneregelungen. Die Vorbereitung der Trainings erforderte vom Technischen Hauptleiter und seinem Vize einen erhöhten Zeitaufwand, um die Gruppeneinteilungen zu definieren und das Training bis ins Detail durchzuplanen. Aufgrund der guten Vorbereitung und Kommunikation an die Vereinsmitglieder klappte der Trainingsablauf schliesslich sehr gut.
Wie kompensiert der TV Neftenbach den finanziellen Ausfall von Veranstaltungen, die aufgrund von Covid-19 nicht stattfinden konnten?
Wie bekannt ist, konnten die Regionalmeisterschaften WTU 2020, welche in Neftenbach geplant waren, nicht stattfinden. Im Moment prüfen wir, ob wir in ein paar Jahren nochmals den Schritt zur Planung einer RMS wagen. Die finanziellen Folgen sind aktuell in der Prüfung, einige Sponsoren haben ihre Unterstützung zugesichert und im Moment laufen Abklärungen mit dem Kanton zur Schliessung der finanziellen Lücken. Ziel ist, den Verein OK RMS 2020 mit einer schwarzen Null zu schliessen – wir hoffen das Beste!
Wie hat der TV Neftenbach das Training nach der Lockerung aufgenommen?
Das Training wurde entsprechend den Vorgaben der Gemeinde und des Verbandes basierend auf einem Schutzkonzept in Fünfergruppen wieder aufgenommen. Unter den Vereinsmitgliedern herrschte grosse Freude, dass man sich wiedersah und wieder trainiert werden konnte. Die hohe Akzeptanz der Regeln und Disziplin unserer Turnerinnen und Turner ist erfreulich. Zudem zeigen sie eine grosse Dankbarkeit gegenüber den engagierten Leitern. Aktuell sind wir daran, das Schutzkonzept den neuen Massnahmen anzupassen und freuen uns auf weitere Lockerungsschritte.
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