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Infodossier Podcast Folge 18: Vereinsgeschichte lebendig halten
An Vereinsanlässen heisst es oft «Weisch no …»: Man schwelgt in Erinnerungen und lacht über Anekdoten. Vereinsgeschichten sind mehr als Erinnerungen – sie prägen die Identität und werden von Generation zu Generation weitergegeben. In der neuen Podcast-Folge geht es darum, wie Vereine ihre Geschichte lebendig bewahren und erzählen können.
Warum ist die Vereinsgeschichte wichtig? Gerade in unserer schnelllebigen Zeit bietet die Vergangenheit Halt und Orientierung:
- Identität: Wer die Geschichte kennt, versteht die Wurzeln des Vereins und die Werte, die ihn ausmachen. Diese Orientierung stärkt Zusammenhalt und schafft ein gemeinsames Fundament, auf dem aktuelle und zukünftige Mitglieder aufbauen können.
- Wertschätzung: Die Geschichte des Vereins macht sichtbar, wie viele Menschen mit Engagement und Leidenschaft dazu beigetragen haben, dass der Verein zu dem geworden ist, was er ist. Sie würdigt das Wirken und die Arbeit früherer Mitglieder und zeigt, dass ihr Einsatz nachhaltig wirkt.
- Besonderheit: Früher prägten oft Konfessionen die Vereinslandschaft. Heute erscheinen viele Vereine austauschbarer – umso wichtiger wird die Geschichte als Unterscheidungsmerkmal.
- Motivation und Inspiration: Historische Geschichten, Anekdoten und Erfolge können Mitglieder motivieren, selbst aktiv zu werden und das Vereinsleben zu bereichern. Sie zeigen, dass Engagement langfristige Wirkung entfalten kann.
Unser Experte im Podcast
PD Dr. Michael Jucker ist Dozent und Lehrbeauftragter für Sportgeschichte und Projektleiter des sporthistorischen Online-Portals Swiss Sports History. Als Co-Leiter des FCZ Museums & Archivs verfügt er über umfassende Erfahrung darin, wie Sportvereine ihre Geschichte dokumentieren, bewahren und erlebbar machen können. Im Podcast gibt er spannende Einblicke in die Bedeutung von Vereinsarchiven, erzählt von praktischen Ansätzen zur Sicherung von Vereinsgeschichte und zeigt, warum Erinnerungsarbeit für jeden Verein wichtig ist.
Praktische Wege, Vereinsgeschichte zu bewahren
Sportliche Erfolge sind wichtig, aber sie bleiben flüchtig. Was Mitglieder langfristig an einen Verein bindet, sind Geschichten, Traditionen und Werte. Die eigene Geschichte bietet Anknüpfungspunkte über den Sport hinaus. Sie erlaubt Mitgliedern, sich mit der Herkunft ihres Vereins zu identifizieren. Ob durch gemeinsame Erinnerungen, ein besonderes Ereignis oder prägende Persönlichkeiten: Die Vergangenheit gibt dem Verein eine Seele.
Die Arbeit an der Vereinsgeschichte soll demnach nicht an einer einzelnen Person hängen, sondern auf verschiedene Schultern verteilt werden. Kleine Teams oder Arbeitsgruppen können sich etwa um die Sammlung von Fotos, Videos und Dokumenten kümmern. Interviews mit langjährigen Mitgliedern bringen persönliche Geschichten ans Licht, die sonst verloren gingen. Und digitale Tools ermöglichen es, Archive nicht nur zu sichern, sondern auch für alle zugänglich zu machen.
Ein zentraler Punkt ist Kontinuität. Die Vereinsgeschichte sollte nicht nur alle paar Jahrzehnte zum Jubiläum aufbereitet, sondern laufend gepflegt werden – sonst droht Wissen verloren zu gehen, besonders, wenn einzelne Mitglieder austreten. Wenn bestimmte Informationen fehlen oder Lücken im Archiv entstehen, gibt es mehrere Wege:
- Gespräche mit Ehrenmitgliedern und langjährigen Mitgliedern: Sie kennen den Verein «in- und auswendig» und können Geschichten, Anekdoten oder Ereignisse rekonstruieren.
- Alte Medien durchsuchen: Lokale Zeitungen, Vereinszeitschriften, Fotos oder Filmaufnahmen liefern oft Details, die im Vereinsarchiv fehlen.
- Dokumente von Mitgliedern sammeln: Viele Privatpersonen bewahren Fotos, Urkunden oder Dokumente auf, die für das Vereinsarchiv wertvoll sein können.
- Community-Ansätze: Mitglieder aktiv einbinden, etwa über Aufrufe in sozialen Medien oder Vereinsnewsletter: «Wir suchen eure alten Fotos und Geschichten!»

Moderatorin Regula Späni spricht mit PD Dr. Michael Jucker über die Bedeutung eines Vereinsarchivs und gibt Tipps und Tricks für Sportvereine zur Umsetzung. Foto: ZKS
Geschichte lebendig machen für Jung und Alt
Oft wird Vereinsgeschichte mit Nostalgie und älteren Mitgliedern verbunden. Doch auch junge Vereinsmitglieder interessieren sich für die Vergangenheit, wenn sie spannend und interaktiv erzählt wird. Interviews mit Zeitzeugen, multimediale Formate, kurze Clips auf Social Media oder ein „Throwback Thursday“ mit alten Fotos machen die Geschichte lebendig. So erfahren junge Mitglieder nicht nur, was ihren Verein sportlich auszeichnet, sondern auch, welche DNA und Abenteuer ihn geprägt hat.
Vereinsgeschichte muss dabei nicht statisch bleiben. Sie kann spielerisch und interaktiv vermittelt werden – als Quiz für die Jugend, digitale Ausstellung oder kreative Formate. Nachfolgend einige Ideen, wie Vereine ihre Geschichte lebendig machen können:
- Throwback Thursday / Social Media-Serien: Regelmässig alte Fotos oder kurze Anekdoten in den sozialen Medien teilen. So bleibt die Geschichte sichtbar und wird auch von jungen Mitgliedern konsumiert.
- Jubiläumsschrift: Klassische Festschriften müssen nicht verstaubt sein. Mit Interviews, Anekdoten, Fotostrecken und vielleicht sogar einem digitalen Zusatz (Website, E-Paper oder kleine Video-Serie) können sie modern wirken.
- Zeitzeugen: Interviews mit älteren Mitgliedern aufnehmen. Diese Stimmen sind ein Schatz und lassen sich später für Ausstellungen, Social Media oder Vereinschroniken nutzen.
- Vereinsgeschichte als Comic: Statt einer trockenen Chronik eine illustrierte Story aufbauen: Die Gründung, der erste Titel, die Vereinshelden. Damit spricht man auch Jugendliche direkt an.
- Objekte sichtbar machen: Alte Trikots, Pokale, Vereinsfahnen oder Fotos nicht im Keller lagern, sondern im Vereinsheim, bei der Sportanlage, im Stammlokal oder online präsentieren.
- Vereinswiki: Dokumente, Fotos und Geschichten in einer Cloud, einem Vereinswiki oder auf der Website sammeln.
- «Mein schönster Vereinsmoment»: Mitglieder, jung oder alt, erzählen ihre ganz persönliche Geschichte mit dem Verein. Das lässt sich als Serie (Blog, Instagram-Reels) umsetzen und schafft Nähe.
- Geschichte ins Training holen: Trainer/-innen können gelegentlich Geschichten über den Verein ins Training einbauen. So lernen auch die Jüngsten, dass sie Teil einer langen Tradition sind.
- Interaktive Formate: Vereinsquiz mit Fragen aus der Vergangenheit, etwa mit einem Kahoot an der Vereinsversammlung, vereinen spielerisch Wissen und Spass.
Fazit
Die Vereinsgeschichte ist ein Schatz – nicht nur in alten Fotoalben, sondern auch als Teil der Identität, die Mitglieder verbindet. Wer sie pflegt, bewahrt nicht nur Erinnerungen, sondern stärkt die Gemeinschaft und schafft Werte, die Generationen überdauern. Die Geschichte muss aber auch vor dem Verfall und Vergessen geschützt werden.
Vereinsgeschichte anpacken? Wir haben für dich einen Workshop als Starthilfe
Wer nun aktiv werden möchte: Am Dienstag, 4. November 2025 findet beim ZKS in Dübendorf der Kurs «Die Geschichte deines Vereins bewahren» statt. Dort lernst du, wie man ein Vereinsarchiv aufbaut, was weg darf und was bleibt, und wie die Vergangenheit lebendig vermittelt werden und vielleicht gar als neue Einnahmequelle dienen kann.
Beispiele & Inspirationen
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